Ergänzung 2.16: Das Seitensichtradar (3/3)

Nachweis von Öl

Wir haben auf den vorherigenSeiten gesehen, dass das SLAR ein abbildendes Radar ist, und mit seinen Daten Bilder der Radar-Rückstreuung des beflogenen Gebiets erzeugt werden können. Die Rückstreuung von der Meeresoberfläche ist von Wind und Wellen abhängig. Gibt es gar keinen Wind, so treten auch keine Wellen auf und die Meeresoberfläche ist fats ideal glatt. Unter solchen Bedingungen werden Radar-Strahlen an der Wasseroberfläche wie Licht an einem Spiegel reflektiert: außer den (eh nicht genutzten) vertikal nach unten gerichtete Strahlen werden unter diesen Bedingungen alle Radar-Pulse vom Flugzeug weg reflektiert und keine Rückstreuung detektiert werden. Wind erzeugt Wellen: bei Windgeschwindigkeiten von etwas mehr als 50 cm/s zunächst Kapillarwellen mit Wellenlängen von wenigen Millimetern, und dann bei höheren Windgeschwindigkeiten auch langwelligere Schwerewellen. Diese Rauigkeit der Wasseroberfläche führt zu rückgestreuten Signalen, die von der SLAR-Antenne selbst bei großen Einfallswinkeln der Radar-Pulse an der Meeresoberfläche detektiert werden können. Dies liegt daran, dass es immer Wellenfacetten mit einer Orientierung derart gibt, dass das Lot auf der Facette in Richtung des Flugzeugs weist, so dass eine Reflexion zur SLAR-Antenne hin stattfinden kann.

Zoom Sign
Seitensichtradar detektiert Öl

Eine raue Wasseroberfläche erzeugt diffuse Reflexion der Radar-Strahlen, und ein kleiner Bruchteil der reflektierten Welle kann von der SLAR-Antenne empfangen werden. Ein Ölfleck dämpft die Wellen an der Wasseroberfläche, die Rückstreuung nimmt deutlich ab und das Signal geht verloren.
Genauer erklärt: Bragg-Streuung


Der Nachweis von Öl an der Meeresoberfläche beruht auf der unterschiedlichen Rückstreuung eines Ölflecks im Vergleich zum umgebenden nicht verschmutzten Gebiet. Öl an der Wasseroberfläche dämpft Kapillarwellen sehr effizient, die winderzeugten Rippel verschwinden, und die Rückstreuung in Richtung der SLAR-Antenne geht erheblich zurück. Dieser wellendämpfende Effekt tritt bereits bei sehr geringen Oberflächenfilmen von wenigen Mikrometern Dicke auf, und wurde sogar an Filmen beobachtet, die nur eine Moleküllage dick sind (sogenannte monomolekulare Filme). Aus diesem Grund ist das SLAR ein sehr effizientes Instrument für die Detektion von Ölfilmen. Es lassen sich jedoch keine Hinweise auf die Dicke von Ölfilmen aus den Radar-Bildern ableiten.



SLAR-Aufnahme: ein Schiff gibt Öl ab
SLAR-Aufnahme eines Schiffs, das sich wegen seiner starken Rückstreuung als weißer Fleck abbildet. Das Schiff gibt Öl ab, was infolge der verringerten Rückstreuung infolge der Wellendämpfung durch die dunkle Struktur sichtbar wird. Der Flugkurs verläuft parallel zum linken Rand des Bilds, was den Intensitätsverlust der Rückstreuung im Bild von links nach rechts - d.h. mit zunehmender Entfernung -erklärt.
Quelle: The Archimedes 2 Experiment, Joint Research Centre, Ispra Establishment
Das Seitensichtradar ist wegen seiner großen Reichweite von 10 bis 30 km ein ausgezeichnetes Instrument für die Detektion von Öl. Die Rückstreuung durch die Wasserwellen verschwindet bereits bei sehr dünnen Filmen an der Wasseroberfläche. Daher liefern SLAR-Aufnahmen allerdings keine Information über die Dicke von Ölfilmen. Jedoch kann ein SLAR unter nahezu allen Wetterbedingungen außer bei sehr geringem Wind eintgesetzt werden, da dann keine Kapillarwellen vorhanden sind, an denen die Radar-Pulse zurück zur AAntenne gestreut werden.

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