Fernerkundung für Naturerbestätten

Baikalsee, Russische Föderation (2/2)

Der Beitrag der Fernerkundung

Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) konnten im April 2009 ein seltsames kreisrundes Gebiet ausgedünnten Eises am südlichen Ende des Baikalsees beobachten. In dieser kalten, abgelegenen Region der Welt kann die Eisdecke bis Ende Juni bestehen bleiben.

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Baikalsee aus dem Weltraum
Ein Kreis aus dünnem Eis auf dem Baikalsee.
Quelle: NASA, aufgenommen am 25. April 2009

Das Bild oben zeigt einen Kreis aus dünnem Eis (dunkle Farbe, Durchmesser: ca. 4,4 km). Dies ist der Kristallisationspunkt für das Aufbrechen des Eises am südlichsten Ende des Sees. Eine Serie von MODIS Bildern zeigt, dass diese Form erstmals am 5. April 2009 zu sehen war.

Zur gleichen Zeit gab es im Baikalsee einen weiteren ähnlichen Kreis in der Nähe der Mitte des Sees zu beobachten, der sich über einer Sandbank gebildet hatte (siehe MODIS Bild rechts).

Während die Ursache für das Entstehen der Kreise nicht bekannt ist, gibt ihre Form Hinweise auf Konvektionsvorgänge (upwelling, Auftrieb) in der Wassersäule des Sees. Die Eisdecke verändert sich in dieser Jahreszeit schnell. Innerhalb eines Tages kann das Eis fast komplett schmelzen und über Nacht wieder zufrieren. Über den Monat April hinweg überdauerten die Kreise: sie erschienen als sich die Eisdecke bildete und verschwanden als das Eis taute. Struktur und Erscheinung der Kreise deuten darauf hin, dass das Eis ziemlich dünn ist. Die Formen wurden zuletzt in MODIS Bildern vom 27. April 2009 beobachtet.

Was kann Konvektion hervorrufen und warmes Wasser dazu bringen zur Oberfläche aufzusteigen? Hydrothermale Aktivität und Wärmefluss wurden auch in anderen Teilen des Sees beobachtet. Die Lage des Kreises am südlichen Ende des Sees über relativ tiefem Wasser gibt jedoch Rätsel auf.



Experten sagten in einem im Juni auf der LiveScience Webseite veröffentlichten Interview, dass die Antwort zu diesem Rätsel in Aktivitäten von Methangas zu suchen ist, das vom Grund des Sees aufsteigt.

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Baikalsee aus dem Weltraum
Der Baikalsee aus dem Weltraum mit zwei Kreisen im Zemtrum des Sees.
Quelle: NASA, aufgenommen am 20. April 2009

Methanemissionen können aufsteigende warme Wassermassen hervorrufen, die aufgrund der Korioliskraft anfangen sich zu drehen.

"Sobald die Wassermasse die Unterseite des Eises an der Seeoberfläche erreicht, schmilzt das Eis ringförmig." sagt Marianne Moore, eine Meeresökologin am Wellesley College in Massachusetts, die gemeinsam mit russischen Forschern viele Untersuchungen am Baikalsee durchgeführt hat.

Nach Aussagen des russischen Ministeriums für Rohstoffe hat es diese Emissionen natürlicher Gase im Baikalsee vermutlich immer schon gegeben, es handelt sich somit um kein neues Phänomen. Diese Emissionen führen alle paar Jahre zur Ausbildung von Ringen im Eis.

"Aber aufgrund ihrer Größe ist es praktisch unmöglich, einen Ring zu sehen wenn man auf dem Eis steht. Selbst von einem Berg aus lassen sich die Ringe nicht erkennen." heisst es dazu auf der Internetseite des Mnisteriums. Die russische Regierung beobachtet den Baikalsee daher seit einigen Jahren mit Hilfe von Satellitenbildern.