Fernerkundung für Kulturerbestätten
Die Bucht des Mont Saint Michel, Frankreich (2/2)
Der Beitrag der Fernerkundung
Die Bucht des Mont Saint Michel zeichnet sich durch einen außergewöhnlich hohen Tidenhub aus: während der Springtide sind es bis zu 14,5 m. Auf einer NW-SE-Achse erreicht die leicht nach Nordwesten abfallende Uferzone eine Breite von 15 km. Das bei Niedrigwasser 'auftauchende' Land erreicht eine Fläche von rund 240 km2, das entspricht in etwa der Hälfte der gesamten Bucht. Über 400.000 m3 Sediment werden jedes Jahr in der Bucht abgelagert. Das entspricht einer Sedimentationsrate von 1 mm pro Jahr. Während die Feinsedimente die Entwicklung der Salzpflanzen (Halophyten) auf der Brandungsplattform (Schorre) unterstützen, tragen die gröberen Sedimente zur Bildung größerer Sandkörper wie den Dünen bei.
Aufgrund der Lokalzeit und des höheren Tidenhubs können sonnensynchrone Satelliten bei guten Verhältnissen (d.h. einem Wasserstand von etwa 2,30 m) nur 80% des erhöhten Uferbereichs abdecken. Dieser spezielle Zustand wurde erstmals am 24. Oktober 2007 vom AVNIR-2 Sensor an Bord des ALOS Satelliten der Japanischen Weltraumagentur (JAXA) festgehalten. Mit Hilfe der ALOS AVNIR-2 Daten wurden geologische Karten erstellt, auf denen unter anderem die Priele und die Haupt-Sedimenttypen (Grobsand, Feinsand, Schluff etc.) dargestellt sind. Auch der Bereich der Brandungsplattform (Schorre) wurde mit Hilfe dieser Satellitendaten kartiert.
Mont St. Michel ist in der oberen linken Ecke des Bildes zu sehen. Die kleine Insel ist bei Niedrigwasser oder bei hohem Wellengang durch einen etwa 1 Kilometer breiten Sandbankstreifen vom Festland getrennt.
In früheren Zeiten konnte die Insel nur zu Fuß oder per Boot erreicht werden, was aufgrund des großen Tidenhubs beträchtliche Risiken darstellte. Heute verbindet eine Straße die Insel mit dem Festland (sichtbar).
Der von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) betriebene Satellit Proba hat dieses Bild mit seiner panchromatischen hochauflösenden Kamera (HRC) aufgenommen. Im Mittelpunkt des 80 x 60 x 60 cm großen, dreiachsenstabilisierten Kleinsatelliten PROBA steht die Erdbeobachtung. Hauptinstrument ist ein hochauflösendes bilderzeugendes Spektrometer aus Großbritannien namens CHRIS, Compact High Resolution Imaging Spectrometer. Parallel zu den Spektrometerdaten liefern zwei im sichtbaren Bereich operierende Kamerasysteme aus Belgien benutzerfreundliche Aufnahmen der Erdoberfläche, die Wide Angle Camera (WAC) und die High Resolution Camera (HRC). Letztere mit einer Bodenauflösung von 10 m. HRC und CHRIS haben zusammen mehr als 10.000 Bilder von über 1.000 Orten aufgenommen.