Fernerkundung von Weltkulturerbestätten

Die Chinesische Mauer (2/2)

Der Beitrag der Fernerkundung

Im Jahr 2006 starteten das Staatliche Ministerium für Kulturerbe und das Staatliche Ministerium für Kartographie in China das gemeinsame Projekt zum Schutz der Chinesischen Mauer.

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ASTER-Bild der nördlichen Shanxi Provinz, China
Dieses Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER)-Bild zeigt einen Ausschnitt von 12 x 12 km der nördlichen Shanxi Provinz in China. Das Bild wurde am 9. Januar 2001 aufgenommen. Der niedrige Einstrahlungswinkel der Sonne und eine dünne Schneedecke heben einen Teil der Chinesischen Mauer hervor, die als schwarze Linie sichtbar ist, welche sich diagonal von unten links nach oben rechts durch das Bild zieht.
Quelle: NASA

Die Ziele des Projekts sind die Bereitstellung grundlegender Informationen über die Chinesische Mauer, die Entwicklung eines Schutzkonzepts, die Einwerbung und Bereitstellung finanzieller Mittel zum Schutz der Mauer und die Reparatur von Schäden. Im Rahmen des Projekts durchgeführte Forschungsvorhaben wurden mit Hilfe von Technologien wie Infrarot-Entfernungsmessern, Methoden der Fernerkundung, Geographischen Informationssystemen (GIS) und Globalen Positionierungssystemen (GPS) umgesetzt.





Im April 2009, zum Ende der ersten Projektphase, verkündeten Experten die Entdeckung eines neuen Mauerabschnitts, der sich vom Hu Gebirge in der nördlichen Liaoning Provinz bis zum Jiayu Pass in der westlichen Gansu Provinz erstreckt. Die aktuell bekannte Gesamtlänge der Chinesischen Mauer der Ming Dynastie beträgt nunmehr 8.851,8 km.

Das gemeinsame Projekt hat eine Laufzeit bis 2010. Bis dahin sind unter anderem die Kartierung von Mauerabschnitten aus den Qin- (221 B.C.-206 v. Chr.) and Han-Dynastien (206 v. Chr. - 9 n. Chr.) geplant.


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Radar images of the Great Wall
Diese Radarbilder zeigen jeweils einen Abschnitt der Chinesischen Mauer in einer Wüstenregion im nördlichen Zentralchina, etwa 700 km westlich von Peking. Die Mauer erscheint als ein dünnes orangefarbenes Band, das sich im linken Bild von oben nach unten, im rechten Bild von der linken Bildmitte nach rechts unten erstreckt. Diese Mauerabschnitte wurden im 15. Jahrhundert während der Ming-Dynastie gebaut. Die Mauer ist in diesem Bereich zwischen 5 und 8 Metern hoch. In den Radarbildern ist jeweils ein Mauerabschnitt von etwa 150 km Länge zu sehen.

Die Chinesische Mauer ist leicht mittels Radartechnologie aus dem Weltraum zu erkennen. Ihre steilen, glatten Wände bieten eine gute Reflektionsfläche für Radarwellen. In der Mitte des linken Bildes sind zwei ausgetrocknete Seen zu erkennen, die für die Salzgewinnung ausgebaut wurden. Rechteckige Strukturen in beiden Bildern sind ein Hinweis auf landwirtschaftliche Nutzung (überwiegend Weizenfelder).
Quelle: NASA / JPL

Ein weiteres Ergebnis des Projekts zum Schutz der Chinesischen Mauer ist, dass diese Weltkulturerbestätte stark gefährdet ist; hauptsächlich durch die Folgen des Klimawandels und den massiven Ausbau der Infrastruktur.

Der westliche Teil der Mauer, der größtenteils in der Wüste liegt, ist traditionellerweise aus Sand und Lehm gebaut worden. Dadurch ist das Bauwerk anfällig für Erosion, die unter anderem durch extreme Wetterereignisse wie Stürme hervorgerufen wird. Die Häufigkeit von Stürmen nimmt aufgrund des Klimawandels zu. Die augenscheinlich am stärksten von Erosion betroffenen Teile der Mauer sind in der Ning Xia Region zu finden.