Ergänzung 4.1: Endemismus (1/2)

Das Konzept des Endemismus

Tier- und Pflanzenarten, deren Verbreitung auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt ist, sind in diesem Gebiet endemisch. Ein Gebiet mit einer großen Anzahl endemischer Arten ist ein Gebiet mit hohem Endemismus, entsprechend ist ein Gebiet mit einer geringen Anzahl endemischer Arten eines mit geringem Endemismus. Das Konzept kann auf unterschiedlichen systematischen Ebenen angewandt werden, als Arten-, Gattungs- oder Familienendemismus.

Klassifizierung endemischer Arten

Endemische Arten können nach unterschiedlichen Eigenschaften klassifiziert werden. Die Hauptcharakteristika sind

  • Verbreitungsgrad
  • Herkunft
  • Alter
  • Taxonomie (Systematik)

Der Verbreitungsgrad einer Art kann hoch sein und einen ganzen Kontinent umfassen, ein geringer Verbreitungsgrad kann sich auf wenige Quadratmeter beschränken. Die Herkunft kann autochthon (heimisch) oder allochthon (gebietsfremd) sein. Endemische Arten können sich beträchtlich in ihrem Alter bzw. ihrer Abstammungsgeschichte (Phylogenese) unterscheiden. Im Pflanzenreich gibt es beispielsweise sehr alte und isolierte Arten, deren Alter bis zurück in die Kreidezeit (vor ungefähr 150 Mio. Jahren) geht. Beispiele solcher archaischer Endemiten sind der Gingko (Ginkgo biloba) in China und der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) in Kalifornien.

Zoom Sign
Ginkgo biloba
Blätter eines Ginkgo biloba im Botanischen Garten des Museums von Bergen, Norwegen.
Foto: Svein Harkestad / Wikimedia Commons
Zoom Sign
Sequoiadendron giganteum
Riesenmammutbaum (Sequoiadendron Giganteum) im Yosemite National Park, USA.
Foto: New World Encyclopedia

Andere, jüngere endemische Arten entwickelten sich in abgeschlossenen Gebieten aufgrund von Mutationen. Sie werden als Neo-Endemiten bezeichnet und sind weniger als 3 Milliarden Jahre alt. Viele neo-endemische Arten von Saxifraga (Steinbrech), Primula (Primeln) and Gentania (Enziane) sind beispielsweise in den Tälern der Südalpen zu finden.

Ursachen für Endemismus

Es gibt zwei Hauptursachen für Endemismus: die Anwesenheit von Barrieren und/oder fehlende Mobilität der Organismen. Barrieren können durch Berge, Meere, Seen, Flüsse oder Wüsten gegeben sein. In der Erdgeschichte ist die Gebirgsbildung in unterschiedlichen Phasen abgelaufen. Nach jeder dieser Phasen sind neue endemische Arten entstanden. Vor etwa 200 Mio. Jahren begann der Superkontinent Pangäa auseinander zu driften (siehe Abbildung unten). Das führte zur Isolation von Kontinenten und Inseln wo sich die Tier- und Pflanzenwelt auf unterschiedliche Weise zu entwickeln begannen.

Zoom Sign
Kontinentalverschiebung
Nach der Theorie der Kontinentalverschiebung begann der Superkontinent Pangäa vor etwa 225-200 Millionen Jahren auseinander zu brechen in die Kontinente wie wir sie heute kennen.
Quelle: USGS