Ergänzung 2.17: Das Mikrowellenradiometer (2/2)
Nachweis von Öl
Wir haben gesehen, dass Öl in Millimeter- bis Zentimeterstärke an der Wasseroberfläche vorhanden sein muss, damit sich Interferenzstreifen im Bereich der Mikrowellen ausbilden können. Dies zeigt das Bild unten.
Diese Streifen sollten es erlauben, die Dicke von Ölschichten auf der Wasseroberfläche mit einem MWR-Scanner zu messen! Das Signal bei einer ausgewählten Frequenz erscheint beim Überflug eines Ölflecks durch die jeweils örtlich vorliegende Filmdicke moduliert infolge des Durchlaufens von Maxima und Minima, wie es in den Kurven der oben gezeigten Grafik zu sehen ist. Die so gemessenen Signalhöhen werden mit dem Planckschen Strahlungsgesetz in Strahlungstemperaturen umgerechnet. Eine Messfrequenz alleine würde allerdings zu mehrdeutigen Ergebnissen führen, da sich die Strahlungstemperatur mit wachsender oder abnehmender Filmdicke periodisch ändert. Das Problem der Mehrdeutigkeit lässt sich allerdings lösen, wenn man mit mehreren Frequenzen gleichzeitig arbeitet, wie es die Grafik ebenfalls zeigt.
Die Möglichkeiten zur Messung der Ölfilmdicke mit dem MWR werden in den rechts gezeigten Daten zweier Radiometer deutlich, welche bei 90 und 32 GHz arbeiten. Wird eine große Ölmenge auf die Wasseroberfläche gebracht, bildet sich zunächst der Kern eines Ölflecks mit Schichtdicken von Millimetern bis Zentimetern aus. Der Kern ist von einem sehr dünnen Film im Bereich um Mikrometer Dicke umgeben; dieser Film wird sehr schnell durch Wind und Wellen zu Streifen und kleinen Flecken verformt. Offensichtlich ist der MWR-Scanner nicht in der Lage, solche dünnen Filme zu erkennen. Er findet aber die dicken Schichten in einem Ölfleck, was ihn für das richtige Navigieren von Ölbekämpfungsschiffen während ihrer Einsätze nach Ölunfällen auf See sehr wertvoll macht.
Es gibt allerdings auch Einschränkungen bei den Einsätzen eines MWR, zum Beispiel wenn gealtertes Öl gefunden werden soll. Durch Wind und Wellen verteilen sich ständig kleine Wassertropfen im Öl, es emulgiert. Das Messprinzip des Mikrowellenradiometers beruht jedoch auf dem Nachweis der Temperaturstrahlung, die von der Wasseroberfläche unterhalb der Ölschicht abgestrahlt wird. Diese Strahlung muss die transparente Ölschicht durchdringen (wobei sie durch Interferenz moduliert wird). Wassertropfen im Öl erzeugen aber die gleiche Temperaturstrahlung wie eine ölfreie Wasseroberfläche. Aus diesem Grund sind Öl-Wasser-Emulsionen auf der Meeresoberfläche für die Mikrowellenradiometrie unsichtbar.
Eine weitere Einschränkung tritt auf, wenn die Ölschichtdicke zu sprunghaft über sehr kurze Distanzen variiert und deshalb die Dickenänderung durch die vergleichsweise gröbere Pixelverteilung des MWR-Scanners an der Wasseroberfläche nicht mehr erkannt wird. In der Folge wird ein Minimum oder ein Maximum eines Interferenzstreifens (oder auch mehrere Minima und Maxima) nicht erkannt und somit bei der Berechnung der Dickenändern nicht mitgezählt. Wenn dies passiert, führt es zu stark verfälschten Ergebnissen bei der Kartierung der Dickenverteilung von Ölflecken mit dem MWR-Scanner.
Weiterführende SEOS-Seiten
- Arbeitsblatt: Interferenz von Öl auf dem Wasser
als html-Seite oder als druckbare rtf-Datei - Visuelle Untersuchung von Ölflecken
- Das Seitensichtradar (SLAR)
- Der UV/IR-Scanner
- Der Laserfluorosensor (LFS)