4. Visuelle Interpretation

Jeder Mensch lebt von der visuellen Wahrnehmung seiner Umwelt. Diese Erfahrung setzt er auch zur Interpretation von Bildern (in 2D) ein und "erkennt" (interpretiert) 3-dimensionale Strukturen und Muster.

Die visuelle Bildinterpretation ist ein komplexer Prozess. Sie beinhaltet die Deutung des Bildinhalts, d.h. sie geht weit über das im Bild Sichtbare hinaus, hin zur Erkennung und Analyse räumlicher und landschaftsgenetischer Zusammenhänge. Dieser Prozess kann grob in 2 Stufen unterteilt werden:

  1. Das Erkennen von Objekten wie Straßen, Felder, Flüsse u.a.. Die Güte des Erkennens hängt entscheidend von den bisherigen Erfahrungen in der Bildinterpretation und der visuellen Wahrnehmung ab.
  2. Die eigentliche Interpretation, bei der aufgrund von erkannten Objekten Rückschlüsse auf die Situation, Genese etc. geschlossen werden kann. Dabei sind fachspezifische Kenntnisse und Erfahrungen entscheidend.
Interpretationsfaktoren

Beim ersten Schritt, dem Erkennen von Objekten und Strukturen gilt die Aussage: "Nur was ich bereits kenne, das kann ich auch im Bild wiedererkennen." Hier spielen also Vorwissen und Erfahrung eine sehr große Rolle wie auch bei der Interpretation, denn nur durch fachspezifische oder raumspezifische Kenntnisse kann auf die entscheidenen dahinterliegenden Prozesse und Zusammenhänge geschlossen werden.

Die beiden Schritte Erkennen und Interpretieren laufen nicht "mechanisch" nacheinander ab, sondern in einem Iterationsprozess, also in Schleifen und bedingen sich gegenseitig (Albertz 2007).

Zoom Sign
Schematische Darstellung des Interpretationsprozesses
Schematische Darstellung des Interpretationsprozesses.
Quelle: verändert nach Albertz 2007
Zoom Sign
Europa im Satellitenbild
Westeuropa im Satellitenbild.
Quelle: NASA

Arbeitsablauf der Bildinterpretation

  • Beschaffung der Unterlagen: Satellitenbilder, Karten etc.
  • Vorinterpretation: großräumige Gliederung, Aufteilung des Gebietes etc.
  • z.T. Gelände-Vorerkundungen: um regionale Besonderheiten zu erkennen, kennen zu lernen
  • Detailinterpretation: als Kern der Arbeit, Flächen werden einzeln betrachtet, Objekte erkannt und mit Karten verglichen. Sinnvoll ist es hier mit leicht und sicher erkennbaren Objekten zu beginnen.
  • Geländeerkundung/Feldvergleich: unsichere Interpretations-ergebnisse können so überprüft werden
  • Darstellung der Ergebnisse: durch Karten, kartenähnliche Skizzen, thematische Kartierungen etc.
Interpretationsschlüssel