5. Gezeiten und Gezeitenströmungen
Wie in Kapital 2 und 3 bereits beschrieben, bewegen sich Meeresströmungen, die von der Dichte des Wassers angetriebenen werden, in der Regel immer in die gleiche Richtung. Wie stark eine Strömung ist, kann je nach Jahreszeit schwanken, aber Strömungen wie der Golfstrom und der Kuroshio verändern nie ihre Richtung.
Wenn große Strömungen doch die Richtung ändern, tritt dies höchstens ein- bis zweimal im Jahr auf. Im Indischen Ozean ändert sich die Richtung des Nordäquatorialstroms, wenn der Monsun einsetzt. Während des Nordostmonsuns von November bis März strömt er nach Westen, und das übrige Jahr nanch Osten.
Gezeitenströme ändern ihre Richtung ein- oder zweimal am Tag.
Die Anziehungskraft des Mondes (und, in geringerem Maße, der Sonne) ist für die horizontale Gezeitenströmung verantwortlich. Staut sich das Wasser an der Küste, so führt dies zu Wasserstandsänderungen, die umgangssprachlich als Gezeiten bezeichnet werden. Je größer der Hohenunterschied zwischen Ebbe und Flut ist, desto stärker ist die Gezeitenströmung.
Gezeitenströmungen können schneller sein als 2 m s-1. In China, zum Beispiel, erreicht die Gezeitenströmung des Laotie-Kanals eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 2,5 m s-1. Die Maximalgeschwindigkeit der Gezeitenströmungen an der portugiesischen Küste liegt zwischen 0,2 und 0,5 m s-1. In der Bay of Fundy zwischen den kanadischen Provinzen New Brunswick und Nova Scotia können Gezeitenströmungen bis zu 4 m s-1 schnell sein.
Warum sind Gezeitenströmungen wichtig?
Gezeitenströmungen beeinflussen unser Leben mehr als man glaubt. Der Tidenhub - die Differenz zwischen Ebbe und Flut - und die Strömungsgeschwindigkeit üben Einfluss aus auf
- den Schiffsverkehr - beim Einlaufen/Auslaufen in Häfen, Küstengebieten, und Flussmündungen
- die Küstenfischerei - das Sammeln von Muscheln, die Fischzucht, das Fischen im Watt
- den Tourismus - die Größe des Strandgebiets, die Strandsicherheit
- Meeresverschmutzung - Gezeitenströmungen können Verschmutzungen auseinander treiben oder zurück zum Strand führen
- die Küstenerosion
- Gezeitenenergie - der regelmäßige Richtungswechsel der Gezeitenströmung könnte eine zuverlässgie Energiequelle sein. Einige Beispiele: Der Gezeitenkraftwerk in La Rance, Frankreich mit seinem Sperrwerksystem, oder die neueren unabhängigen Kraftwerke an der Küste von Dorsett und am European Marine Energy Centre (EMEC) bei Orkney, Schottland.