Einleitung
Meeresströmungen üben einen großen Einfluss auf das Leben im Ozean aus.
Die physikalischen Bedingungen für maritimes Leben hängen von
verschiedenen Elementen ab: vom Sonnenlicht, von der
Jahreszeit, von der Erwärmung und Abkühlung der Meeresoberfläche, und
nicht zu vergessen, von den Meeresströmungen.
Wie auf dem Land stehen auch Pflanzen ganz am Anfang der Nahrungskette im Ozean.
Deshalb ist die zur Verfügung stehende Nahrung für Meerestiere
hauptsächlich mit der Produktivität von Meerespflanzen stark verbunden.
Phytoplanktonblüte in der Barentssee in Echtfarben, aufgenommen von Envisat MERIS am 12. August 2008.
Während des arktischen Sommers wird die Wassersäule vom schmelzenden Meereis stabilisiert, so dass
das Phytoplankton im lichtdurchfluteten Oberflächenbereich verbleiben kann. Die Ursache für diese
große Produktivität liegt im nährstoffreichen
Wasser in der Tiefe, das infolge Unebenheiten des Meeresbodens an die Oberfläche auftreibt.
Phytoplanktonblüte in der Barentssee
Pflanzliches Leben hängt von Licht und Nährstoffen ab
Im Gegensatz zum Lebem auf dem Land ist das Leben im Meer überwiegend eine
3D-Angelegenheit, und der Großteil des Meeresraums ist kalt, tief und
dunkel.
Photosynthese ist auf den sonnenbeschienenen Bereich nahe der Meeresoberfläche beschränkt. Am Meeresboden ist Pflanzenwachstum
nur an seichten Stellen in der Nähe des Ufers möglich. Der Großteil aller Pflanzen im Meer besteht aus
winzig kleinen, einzelligen Organismen, die mit den Strömungen in Oberflächennähe des Meeres herumtreiben -
das Phytoplankton.
Wird Phytoplankton von Turbulenzen erfasst und in die dunkle Tiefe mitgerissen, stirbt es ab. Aber auch an der
Oberfläche sind die wichtigsten Nährstoffe schnell aufgebraucht. Wenn keine Nährstoffen
mit aufsteigendem Tiefenwasser nachgeliefert werden, verlangsamt sich das Pflanzenwachstum. Aus diesem Grund ist die
Phytoplanktonkonzentration in strömungsarmen Gebieten sehr niedrig.
Warum wimmelte im Ozean plötzlich so viel Leben?
Wo kamen die ganzen Tiere so plötzlich her?
Auf seinem Kurs von Tromsø in Norwegen vorbei an der Bäreninsel nach Spitzbergen befand sich das Schiff
Cape Farewell plötzlich in einem Gebiet voller Seemöwen, Sturmschwalben und anderer Seevögeln,
sowie Fischen, Robben, Delfinen, Buckelwalen und möglicherweise auch Orcas.
Wasserproben wiesen eine große Menge an Zooplankton (winzige Meerestiere) auf. Später wurde auf
Satellitenaufnahmen der Meeresfarbe eine kleine Phytoplanktonblüte in dem Gebiet entdeckt (Abbildung unten links).
Phytoplankton besteht aus mikroskopischen Pflanzen, die dem Zooplankton als Nahrung dienen. Zooplankton ist wiederum Nahrung
für Fische, Vögel und andere Tiere, die höher in der Nahrungskette stehen. Phytoplanktonblüten treten
am häufigsten in der Nähe von Meeresfronten auf - Regionen, in denen verschiedene Strömungen unterschiedlicher
Temperaturen aufeinander treffen.
Betrachten Sie die Satellitenaufnahmen unten. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Phytoplanktonblüte, der
von Cape Farewell beobachteten Ansammlung von Meerestieren und den Polarfronten (dies sind die Gebiete, in denen das kalte Wasser des
arktischen Meeres auf das warme Wasser des Atlantiks trifft)?
Fotos:
Tausende von Möwen (oben rechts), ein Raubtier mit seiner Beute unter Wasser (unten rechts) und Buckelwale
(oben links).
Quelle: Cape Farewell
Satellitenbilder:
Chlorophyllkonzentration (links) und Meeresoberflächentemperatur (rechts) in der Region zwischen
Tromsø und Spitzbergen, 25. Mai - 1. Juni 2003. Ein X mit Pfeil kennzeichnet die Stelle, an der die oben gezeigten
Fotos aufgenommen wurden. Klicken Sie auf das Bild, um die Ansicht zu vergrößern.
Quelle: NOCS. Daten von
NASA/MODIS-Aqua und
USGS Coastline Extractor.
Auf ihrem Kurs von Tromsø in Norwegen an der Bäreninsel vorbei nach Spitzbergen fand sich das Team des
Cape Farewell plötzlich von Tusenden von Vögeln umgeben. Als sie sich umsahen, sahen sie auch noch
Robben, Delfine, und Buckelwale. We kam es plötzlich, n zwei Tagen Fahrt durch ziemlich öde Gebiete,
zu dieser großen Ansammlung von Tieren?
Eine SeaWiFS-Aufnahme des Golfstroms. Der Golfstrom ist warm und sein Wasser nährstoffarm.
Im Bild erscheint sein Wasser tiefblau, während das kältere, nährstoffreiche Wasser weiter nördlich
wegen des dort wachsenden Phytoplanktons eine milchig-blaue Farbe aufweist. An der Atmosphäre über dem Ozean
erkennt man auch den Übergang: über dem warmen Golfstrom ist die Luft klar und über dem kälteren Wasser
im Norden ist die Luft diesig.
Quelle:
NASA Visable Earth
SeaWiFS-Aufnahme des Golfstroms während eine starken Phytoplanktonblüte.
In diesem Kapitel wird erklärt, wie die Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen, das Wachstum von Phytoplankton
und die Produktivität von marinen Ökosystemen weltweit von Meeresströmungen beeinflusst werden.