3. Schädliche Algenblüten

In welcher Weise können Algen schädlich sein?

Die Auswirkungen schädlicher Algenblüten (engl. Harmful Algal Blooms oder HABs) hängen größtenteils davon ab, welche Algenart die Blüte hervorgerufen hat. Einige Algen produzieren Toxine, die Krankheit und Tod beim Menschen und bei anderen Organismen hervorrufen können. Der Kontakt mit Giftstoffen aus Algen kann über die Aufnahme von Nahrung oder Wasser oder über die Atemwege erfolgen.

Andere Algenblüten sind nicht auf direktem Weg schädlich für Menschen oder Tiere. Sie vermindern jedoch die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen indem sie großflächige Blüten bilden, die die Qualität der Meereshabitate verändert. Übermäßiges Algenwachstum führt zu Abschattung und zur Abnahme des Sauerstoffs im Wasser (Hypoxie). Dies hat negative Auswirkungen für Korallen, Seegras und am Meeresboden lebende Organismen.

Toxische Algenblüte vo der Küste von Washington
Toxische Algenblüte vor der Küste von Washington.
Quelle: NASA
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Folgen für die menschliche Gesundheit

Besonders in den Tropen werden die Menschen häufig von Krankheiten und Syndromen belästigt, die auf die Nahrungsaufnahme von Fisch und Meeresfrüchten zurückzuführen ist, die mit von Algen produzierten Toxinen kontaminiert waren. Einige dieser Krankheiten können tödlich sein. Es gibt jedoch bislang keine internationalen Statistiken, die die Anzahl der Vergiftungen von Menschen durch kontaminierte Meerestiere belegt.

Derzeit sind fünf Syndrome anerkannt, die beim Menschen durch kontaminierte Meerestiere hervorgerufen werden:

1. ASP-Vergiftung (von engl. amnesic shellfish poisoning)
2. Ciguatera-Fischvergiftung
3. DSP-Vergiftung (von engl. diarrhetic shellfish poisoning)
4. NSP-Vergiftung (von engl. neurotoxic shellfish poisoning)
5. PSP-Vergiftung (von engl. paralytic shellfish poisoning)

Obwohl die chemischen Eigenschaften der Toxine sehr unterschiedlich sind, werden sie beim Kochen weder grundlegend verändert noch verringert. Auch verändern sie den Geschmack der Nahrungsmittel kaum bis gar nicht. Leider ist es sehr schwierig, vergiftete Meerestiere zu erkennen, so dass meist weder die Fischer noch die Verbraucher wissen können, welche Produkte sicher für den Gebrauch sind.

Um das Risiko ernsthafter Fischvergiftungen zu reduzieren, ist eine intensive Überwachung der Phytoplanktonspezies in den Fischereigründen wichtig. Zusätzlich müssen Biotests und/oder Lebensmittelanalysen durchgeführt werden.

(Intergovernmental Oceanographic Commission of UNESCO)

Die Überwachung von Phytoplankton kann durch die Fernerkundung unterstützt werden!



Folgen für Ökosysteme

Massensterben in einer Fischfarm in Japan
Massensterben in einer Fischfarm in Japan.
Foto: Smithsonian

Neben den gravierenden Risiken für die Gesundheit der Konsumenten von Meerestieren können einige Mikroalgen auch verheerende Auswirkungen auf Fische und andere Tiere im Meer und in Aquakulturen haben. Einige Mikroalgenarten können Toxine produzieren, die die Kiemen von Fischen schädigen. Häufig kommt es zu Massensterben und daraus resultierenden erheblichen ökonomischen Verlusten.

Algenblüten produzieren häufig große Mengen an Biomasse, die wiederum Hypoxie oder Anoxie (Reduktion oder Fehlen von Sauerstoff) verursachen können und damit die Qualität der Habitate von Fischen und am Meeresboden lebenden Organismen herabsetzen. Die Blockade des Sonnenlichts kann zudem das Wachstum nützlicher Vegetation hemmen.


Folgen für die Wirtschaft

Schädliche Algenblüten können Einflüsse auf verschiedene Wirtschaftszweige haben. Besonders auf lokaler Ebene können die negativen Auswirkungen erheblich sein.

Schädliche Algenblüte in einer Lachsfarm
Luftbild einer schädlichen Algenblüte in einer Lachsfarm in Südchile.
Foto: Rodriguez-Benito / ESA

Im Gesundheitswesen können Vergiftungen durch schädliche Algenblüten zum Beispiel zu Verlust an Arbeitstagen sowie von Löhnen und Gehältern führen, aber auch zu Kosten, die durch die medizinische Versorgung entstehen. Die kommerzielle Fischerei kann durch den Verlust von Fischen und anderen Meerestieren beeinträchtigt werden (z.B. durch Massensterben oder Schließungen von Aquakulturen), aber auch durch höhere Verarbeitungskosten und sinkende Nachfrage durch die Verbraucher. Die öffentliche Ablehnung von Produkten aus dem Meer ist ein Phänomen, das häufig beobachtet wird. Zum Teil ist es auf Missverständnisse und Fehlinformationen über Algenblüten zurückzuführen. Für Kommunen können als Folgen höhere Ausgaben durch die Überwachung von Algenblüten entstehen und Grundstückswerte herabgesetzt werden. Im Tourismussektor gehen Algenblüten häufig mit verminderten Einnahmen einher.


Soziale und kulturelle Folgen

Soziale und kulturelle (häufig als soziokulturell bezeichnete) Folgen bezeichnen Veränderungen in der Art wie Menschen leben, arbeiten, spielen, in Beziehung zueinander stehen, ihre Bedürfnisse befriedigen, und generell als Mitglieder einer Gesellschaft agieren. Die oben diskutierten Folgen für das Gesundheitswesen, Ökosysteme und die Ökonomie können auch soziokulturelle Auswirkungen haben.

Beispiele sind die gesteigerte Einforderung von Sozialleistungen, der Verlust von Erholungsgebieten oder Veränderungen der Lebensgrundlage.

(siehe auch Lopez et al. 2008)

Algenblüte Nahe der olympischen Segelgewässer in China 2008
Algenblüte Nahe der olympischen Segelgewässer in Qingdao, China, im Juli 2008.
Foto: Xuanzheng YUAN, Qianguo XING / GKSS