Fernerkundung für Kulturerbestätten

Vendig, Italien (1/2)

Die im 5. Jahrhundert gegründete Stadt Venedig erstreckt sich über 118 kleine Inseln. Im 10. Jahrhundert wurde Venedig zu einer wichtigen maritimen Handelsmacht. Die Stadt ist ein außergewöhnliches architektonisches Meisterstück. Selbst die kleinsten Gebäude enthalten Arbeiten der weltbesten Künstler wie Giorgione, Titian, Tintoretto, Veronese.

Im Jahr 1987 wurde die gesamte Lagune samt der historischen Altstadt, den mehr als hundert kleinen Inseln, den drei "Toren" (Lido, Malamocco und Chioggia), den Becken und Fischereigründen in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.

In dieser 50.000 km2 großen Lagune bestand immer eine enge Verbindung zwischen der Natur und der Geschichte seit sich im 5. Jahrhundert die Venezianische Bevölkerung auf den sandigen Inseln Torcello, Lesolo and Malamocco ansiedelte um den Raubzügen der Barbaren zu entkommen.

Zoom Sign
Die Stadt Venedig
Die Stadt Venedig, ein Meisterstück menschlichen Schaffens, wird regelmäßig von Hochwasser bedroht.
Foto: Dominique Roger / UNESCO

Die Verbindungen zwischen Venedig und dem Kaiser des Ostens ermöglichte die Errichtung des Königreichs Dalmatien. Am Ende des 10. Jahrhunderts war Venedig ein unabhängiger Verbündeter von Byzanz. Die Stadt etablierte eine Reihe von Handelsposten auf der anderen Seite des Mittelmeers. Im Rahmen der Kreuzzüge wurden außerdem Handelsposten in Sidon (1102) und in Tyre (1123). Am Ende des 13. Jahrhunderts war Venedig am Höhepunkt seiner Macht.

Die osmanische Eroberung von Konstantinopel 1453 stellte eine Bedrohung für die venezianische Seemacht dar. Trotz dieses ersten Rückschlags wurde der wirtschaftliche Reichtum der Stadt bewahrt und das Stadtbild nahm im Laufe des 16. Jahrhunderts Formen an. Aus temporären Siedlungen wurden dauerhafte, aus dem ursprünglichen Zufluchtsort bäuerlicher Siedler und Seeleute wurde eine Seemacht.

Der Grundriss Venedigs entwickelte sich um seinen Hauptwasserweg, den Canal Grande, und setzt sich aus einer Kombination gewundener Formen zusammen, die dem Mäander der Lagune und den geradlinigen Formen folgt, die in rechtem Winkel kreuzen.



Setzungsprozesse des Erdreichs, die auf natürliche und anthropogene Ursachen zurückzuführen sind, stellen seit langer Zeit eines der größten Umweltprobleme der Lagune von Venedig dar.

Zoom Sign
Hochwasser im nächtlichern Venedig
Hochwasser im nächtlichern Venedig.
Foto: Paolo da Reggio / Wikimedia Commons

Archäologische Befunde zeigen, dass Venedig in der Vergangenheit mit einer Rate von 10 cm pro Jahrhundert aufgrund von Setzungsprozessen abgesunken ist. Das zeigt beispielsweise der gestiegene Wasserspiegel, der auf das sich ausbreitende Delta und die Komprimierung der Flusssedimente zurckzuführen ist. Im Laufe des 20. Jahrhunderts sank Venedig um weitere 10-13 cm ab weil durch benachbarte Industrie Grundwasser abgepumpt wurde. In den 1970er Jahren, nachdem die Grundwasserentnahme reguliert worden war, verlangsamten sich die Setzungsprozesse im Industriegebiet von Marghera, in der historischen Altstadt Venedigs und entlang der Küstenzone deutlich. Jüngere Studien zeigen, dass die südlichen und nördlichen Küstengebiete und das Festland der Umgebung nach wie vor absinken.

In diesen Bereichen wird das Grundwasser von artesischen Brunnen entnommen, die sich durch mächtigere und stärker komprimierte Holozäne Sedimente auszeichnen und in zurückgewonnenen Zonen findet Oxidation organischer Böden statt.

Setzungsprozesse des Erdreichs haben die Gegend, die zu einem Großteil unterhalb des Meeresspiegels liegt, anfällig für Naturgefahren gemacht (Hochwasser, Instabilität der Uferzonen, Eindringen von Meerwasser in das Grundwassersystem, Schädigung der Küstenzone mit einem generellen Rückgang der Küstenlinie und ein zunehmend steiler abfallender Meeresboden in den küstennahen Bereichen). Aufgrund dieser Probleme und wahrscheinlich durch die Folgen des Klimawandels verstärkt, hat die Hochwasserhäufigkeit in den letzten Jahren zugenommen: allein in dem Zeitraum zwischen September 2000 und März 2001 wurden 40 Hochwasser verzeichnet.