Bedrohtes Welterbe
Bewaffnete Konflikte und Kriege, Erdbeben und andere Naturkatastrophen, Verschmutzung, Wilderei, unkontrollierter Städtebau und Tourismus stellen eine Bedrohung für Welterbestätten dar.
Konkrete Bedrohungen sind solche, die bereits als Gefährdung nachgewiesen sind. Potentielle Bedrohungen beziehen sich auf Fälle wo Welterbestätten Zuständen ausgesetzt sind, die in der Zukunft einen negativen Effekt auf ihren Wert haben könnten.
Neben der Welterbeliste führt die UNESCO ein zweite Liste: die Liste des gefährdeten Welterbes. Nach Artikel 11 der Welterbekonvention von 1972 werden in diese so genannte "Rote Liste" Stätten des Welterbes aufgenommen, die durch ernste und spezifische Gefahren bedroht sind und für deren Erhaltung umfangreiche Maßnahmen erforderlich sind.
Mit der Eintragung in die Rote Liste will das Welterbekomitee die Aufmerksamkeit der politisch Verantwortlichen und das öffentliche Interesse am Schutz der gefährdeten Kultur- und Naturerbestätten wecken. Die Liste des gefährdeten Welterbes ist nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel, den Staat zum Handeln und die Staatengemeinschaft zur Unterstützung zu bewegen.
Derzeit stehen 31 Welterbestätten auf der Roten Liste (Stand November 2009, siehe Link am Ende der Seite).
Beispiele für Stätten auf der Liste des gefährdeten Welterbes:
Bam und seine Kulturlandschaft, Iran.
Bam wurde im Juli 2004 in die Welterbeliste und zugleich in die Rote Liste aufgenommen.
Bam wurde am 26. Dezember 2003 von einem Erdbeben der Stärke 6,5 heimgesucht,
dem über 26.000 Menschen zum Opfer fielen.
Kulturlandschaft und archäologische Stätten des Bamiyan-Tals, Afghanistan. Zum Kulturerbe im Bamiyan-Tal gehören die Überreste der beiden Buddha-Statuen aus dem 5. und 6. Jahrhundert, mit 53 und 38 Metern die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt. Nach ihrer gewaltsamen Zerstörung durch die Taliban im März 2001 sind sie ein Mahnmal gegen religiösen Fanatismus und Intoleranz. Im Juli 2003 hat die UNESCO die Überreste der Statuen und die zahlreichen buddhistischen Klosteranlagen und Heiligtümer sowie Festungsbauten aus islamischer Zeit in die Welterbeliste aufgenommen. Das Tal wurde wegen der vorhandenen Schäden, der Gefährdung durch Plünderer, illegalen Kunstraub und noch nicht entsorgter Personenminen auch in die Liste des gefährdeten Welterbes eingetragen.
Galapagos-Inseln, Ecuador. Der einzigartige Naturraum der Galapagos-Inseln ist durch touristische Übernutzung gefährdet. Die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen verbringen auf den Inseln heute mehr als doppelt so viel Zeit wie noch vor 15 Jahren. Durch den Tourismus ist der Schiffsverkehr zwischen den Inseln gestiegen, und immer mehr Menschen, die vom Tourismus leben, sind auf die Inseln gezogen. Eine weitere Bedrohung stellt das Eindringen neuer Spezies in den Naturraum der Inseln dar. Das Welterbekomitee hat Galapagos im Juni 2007 auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.
Medina von Zabid, Jemen.
Große Teile der historischen Altstadt von Zabid sind vom Verfall bedroht.
Etwa 40 Prozent der ursprünglichen Gebäude mussten modernen Bauten weichen.
Die Eintragung in die Rote Liste erfolgte im November 2000.
Nationalpark Manovo-Gounda St. Floris, Zentralafrikanische Republik.
Die Bedeutung dieses Parks ist auf seinen Reichtum an Flora und Fauna zurückzuführen.
Seine weiten Savannen bieten einer Vielzahl von Arten einen Lebensraum, darunter Nashörnern,
Elefanten, Geparden, Leoparden, Wildhunden, Gazellen und Büffel sowie verschiedenste Arten
von Wasservögeln, die in den nördlichen Talauen leben.
Wilddiebe haben nahezu 80 Prozent des Wildbestandes getötet. Außerdem wird der Park
illegal als Weideland genutzt. Die Eintragung in die Rote Liste hat das Welterbekomitee im
Dezember 1997 beschlossen.